Zur Geschichte der Horremer Schule

von Leo Werr


1. Die erste Schule

Es kann als gesichert gelten, dass die erste Schule in Horrem um das Jahr 1733 gegründet wurde.

Der Horremer Rektoratspfarrer und Heimatforscher Gottfried Schmitz (1894 – 1967) weist in einer Vorbemerkung zu seiner Textesammlung über „die alte Schule in Horrem“ darauf hin, dass in der Pfarrkirche „Zur Hl. Familie“ eine kleine Glocke aufbewahrt wird, die die Aufschrift trägt: JOANNES FUCHS IN COELLEN GOS MICH ANNO 1733 AVE MARIA. Heute hängt diese Glocke am Eingang der Sakristei und kündigt den Beginn der Gottesdienste an. Zu hohen Ehren kam die Glocke, als sie beim ersten Köln-Besuch von Johannes Paul II. bei der Papstmesse auf dem Butzweiler Hof geläutet wurde. Sie wurde offenkundig für die erste Horremer Schule angeschafft, denn der Stifter der Schule, Joan Christoph Joseph Rensing (1687 – 1766) erwähnt sie mehrmals in seinen ausführlichen Anweisungen, die er für die Amtsführung des Horremer Lehrers verfasste.

Rensing entstammte einer Kölner Juristenfamilie, hatte in Rom Theologie und Jura studiert, war Kanonikus an der Stiftskirche Maria ad gradus unmittelbar neben dem Dom, wo sich heute der Friedhof des Domkapitels befindet und wurde durch Erzbischof und Kurfürst Clemens August 1740 zum Regens des Kölner Priesterseminars berufen.

Da er recht wohlhabend war, begründete er zahlreiche wohltätige Stiftungen. Am 13.09.1714 kaufte er von einer Eigentümergemeinschaft in Horrem den Limburger Hof. Später wurde dieser nach einem Pächter Nussbaumshof genannt und danach Lindenhof, zuletzt bewirtschaftet von der Familie Lüdenbach. Er lag an der Ecke Knechtstedener Straße/Heesenstraße. Auf diesem Hof ließ Rensing eine Schule mit Lehrerwohnung errichten und stattete seine Stiftung zum Lebensunterhalt des Schulmeisters und zum Unterhalt der Schule mit Land aus (Ackerland, Wiesen und Gärten an der Schule und auf Zonser Gebiet). Leider wissen wir nicht, wie dieses erste Schulgebäude ausgesehen hat.

Solche Schulen kennen wir aus der damaligen Zeit vielerorts als sog. Winkelschulen. Der Schulbesuch war im Winter besonders intensiv, weil die Kinder dann von der Feldarbeit frei waren. Die Dorfkinder wurden nebenberuflich von Küstern, Schustern oder Schneidern, die des Lesens und Schreibens kundig waren, unterrichtet. Rechnen war nicht so wichtig, weil es in erster Linie um das Lesen der Bibel ging.

Die Auswahl des Lehrers wies Rensing dem jeweiligen Pächter des Limburger Hofes zu. Bevor der Ausgewählte sein Amt antrat, musste er jedoch vor dem zuständigen Dormagener Pfarrer auf das Glaubensbekenntnis des Konzils von Trient verpflichtet werden. Ferner sollte dem „Herrn Pastoren freystehn, die schull zu visitirn und die lehr zu untersuchen und was Er nötig erachtet zu corrigiren und zu verkehren.“

Die dezidierten Anweisungen und umfangreichen Pflichten in Schule und Gemeinde, die Rensing für den Horremer Lehrer erließ, lassen vermuten, dass es sich hier bereits um einen fast hauptberuflichen Lehrer handelte. In dieser Schule herrschten strenge Sitten. Unter Ziffer 5 der Anweisungen heißt es:“In der schulen soll der Magister sorgen, dass sich die Kinder stille halten, ohne Erlaubnis nicht reden oder von dem Platze gehen oder noch viel weniger ausgehen. Die Erlaubnis sollen sie begehren ohne reden und rufen durch Zeichen. Sie können nämlich aufstehen, die rechte Hand aufheben, jedoch nicht ungebührlich oder höher als die Schultern.“

Die Kinder der Armen wurden unentgeltlich unterrichtet, die anderen zahlten Schulgeld.

 

2. Die Jahre 1844 bis 1904

Das zweite Schulgebäude

Das Rheinland kam 1824 unter preußische Verwaltung, und in der Folge wurde Schritt für Schritt überall die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Für das Jahr 1844 jedenfalls ist sie auch in Horrem verbürgt. Da wird schon ganz selbstverständlich von schulpflichtigen Kindern gesprochen. Allerdings waren wirtschaftliche Zwänge oft stärker als das Gesetz. Noch 1852 schreibt Lehrer Heinrich Meising in einem Bericht an die Schulbehörde: „Im Sommer fehlt durchschnittlich die Hälfte, im Winter ist der Schulbesuch ziemlich regelmäßig. ... Schulversäumnisse haben zugenommen, veranlasst durch Viehhüten und Ährensammeln.“ Er beklagt auch: „... keine Remise (Abstellraum), kein Brunnen, das Wasser ist im Sommer fast nicht zu haben.“ Zum Schreiben wurden damals gespitzte Gänsefedern benutzt. Ungewöhnlich für uns heute: Die Entlassungsprüfung für die meist 13jährigen Schüler war öffentlich.

 

Etwa 100 Jahre nach ihrer Gründung war die erste Schule auf dem Limburger Hof/Lindenhof wegen Alters und Baufälligkeit nicht mehr benutzbar und abbruchreif. Also musste ein neues Schulgebäude her. Es entstand an der Knechtstedener Straße (heute Nr. 38/38a) gegenüber der Kapelle, also gegenüber der heutigen Kindertagesstätte, und diente von 1845 bis 1904 als Schulhaus.

1844 gab es in Horrem 37 schulpflichtige Kinder. Dies besagt das Protokoll der Bürgerversammlung vom 08.02.1844, zu der auf Einladung des Dormagener Bürgermeisters Mathieu „24 Eingesessene von Horrem“ erschienen waren. Die anwesenden Familienvorstände verpflichteten sich, die Finanzierung des Schulneubaus mit zunächst 300 Talern zu übernehmen. Es handelte sich dabei um einen eingeschossigen Bau. Links vom Eingang befand sich die Lehrerwohnung (25 qm), rechts war der Klassenraum, damals Schullokal genannt (33,60 qm). Die Schule war einklassig, d.h. die Kinder aller Jahrgänge wurden im selben Raum parallel unterrichtet. Zunächst waren es knapp 40 Kinder, später wuchs ihre Zahl stetig.

Ein im Lehrerseminar ausgebildeter Lehrer mit staatlicher Prüfung bekam in Horrem 120 Taler Jahresgehalt, wovon die Gemeinde Dormagen 33 Taler übernahm. In einem Gemeinderatsprotokoll von 1850 heißt es, es sei nicht zu verkennen, dass „... sämtliche andere Lehrer der Bürgermeisterei weit höhere Gehälter aus der Communal Caße genießen.“ Pro Kind und Monat wurden acht Groschen Schulgeld erhoben. Für Heizkosten, Hefte und Tintengeld mussten die Kinder ge-sondert zahlen.

Der erste staatliche bestellte Lehrer für Horrem hieß Heinrich Meising (1821 – 1908). Von 1844 bis 1891, also 47 Jahre lang, unterrichtete er die Horremer Kinder.

Die Schule hatte jetzt den Status einer öffentlichen Elementarschule unter staatlicher Verwaltung. Grundstück und Gebäude aber gehörten den Horremern. Unterrichtszeit war damals von 8 bis 11 Uhr und von 13 bis 16 Uhr. Als Unterrichtsfächer werden genannt: deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben, Rechnen, Schönschreiben, Religion, biblische Geschichte, vaterländische Geschichte, Erdkunde und Gesang. Später wurde auch Handarbeit unterrichtet.

 

Nachdem am 15. November 1855 der erste Zug durch den Horremer Bahnhof gefahren war, wuchs der Ort und damit seine Schule, denn „selbstverständlich kamen viele auf den Gedanken, sich in der Nähe der Bahn anzusiedeln“ (Schulchronik), weil sie mit dem Zug bequem zur Arbeit fahren konnten oder bei der Bahn beschäftigt waren.

 

Auf Heinrich Meising folgte als Lehrer Gerhard Heesen (1860 – 1926).

Er unterrichtete hier von 1892 bis 1926 und betrieb auch eine Postagentur. In der Chronik heißt es: „Er kam als Lehrer in die schwierige einklassige Schule nach Horrem. Mit 100 Schülern in der Klasse hat er lange Zeit gearbeitet.“ Wie soll man sich das vorstellen? Sicher gab es Schichtunterricht. Heesen starb kurz nach seiner Pensionierung und wurde zunächst in Dormagen beigesetzt. Als Horrem 1928 an der damaligen Nievenheimer Straße (heute Weilerstraße) einen eigenen Friedhof erhielt, fand er hier seine letzte Ruhestätte. Das Grab besteht noch, ebenso das des späteren Lehrers Johannes Frank, der unmittelbar nach der Fronleichnamsprozession 1958 einen Herzschlag erlitt.

 

3. Die Jahre 1905 bis 1960

Das dritte Schulgebäude


In die Zeit von Heesens Lehrertätigkeit fällt der Bau des dritten Horremer Schulhauses auf dem heutigen Schulgrundstück Knechtstedener Straße 49. Die Schule gegenüber der Kapelle war baulich und von der Größe her unzureichend geworden. Sie wurde verkauft und zu Wohnzwecken genutzt.

So wurde im Jahre 1905 unter Bürgermeister Wagner als neue Schule das erste Viertel des jetzigen „Altbaus“ errichtet. Zwar war der Klassenraum jetzt deutlich größer (62 qm), aber es war immer noch eine nur einklassige Schule. Der Schichtunterricht ging vermutlich zeitweise weiter. Anders als heute zeigte der Eingang des Gebäudes zur Straßenseite. Der Schulhof zur Straße hin war mit dreizehn Linden bewachsen, von denen heute noch zwei stehen. Auf dem Schulhof befand sich auch als Wasserversorgung ein Pumpenbrunnen mit Trinkgefäßen. Das Lehrerhaus, heute Hausnummer 51, wurde 1906 erbaut.

Die Schülerzahl lag um 1919 wieder bei fast einhundert. Da platzte den Horremern der Kragen und sie forderten durch Unterschriftenlisten und Eingaben bei Bürgermeister Krisinger „zum wiederholten Male dringend“ die Einstellung einer zweiten Lehrkraft und die sofortige Erweiterung des Schulgebäudes.

„95 Kinder werden in einem Raum von nur einem Lehrer unterrichtet“, so die empörten Horremer in ihrer Eingabe. Trotzdem war die Verwaltung aus Geldmangel erst 1923/24, als die Regierung in Düsseldorf sich an den Kosten beteiligte, bereit, den Schulbau aufzustocken.

Jetzt konnten die Jahrgänge 1 bis 4 und 5 bis 8 in getrennten Klassenräumen gleichzeitig unterrichtet werden, denn mit der Lehrerin Anna Nymwegen war 1921 eine zweite Lehrkraft eingestellt worden.

Auf Lehrer Heesen folgte 1926 Lehrer Joseph Opheys aus Hackenbroich.

Zum Ende der Besatzungszeit nach dem ersten Weltkrieg fand im Juli 1926 in der Schule unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eine Befreiungsfeier statt. Es gab schon in den Jahren um 1925 für die Schulkinder Wandertage und Fahrten z.B. zum Laacher See und ins Brohltal, was „den Kindern aus der Ebene gewaltige, unvergessliche Eindrücke brachte.“

 

Im Jahr 1926 gab es für Horrem und damit für seine Schule einen weiteren Entwicklungs- und Wachstumsschub: Die Provinzialstraße von Dormagen „Auf der Flora“ über Horrem (Bahnhofstraße, Knechtstedener Straße), Delhoven, Anstel, Rommerskirchen und Bergheim nach Lechenich wurde ausgebaut, in Horrem verbreitert und befestigt. Damals hatte der Ort 528 Einwohner.

 

Im Februar 1931 wurde die „Milchspeisung“ für alle 97 Kinder der Schule eingeführt. Für die ärmeren Kinder gaben Tambourkorps und Schützenbruderschaft einen Zuschuss.

Nachdem die Nationalsozialisten 1933 mit 288 Sitzen im Reichstag die Mehrheit erreicht hatten, verzeichnet die Chronik am 8. und 21. März schulfreie Tage als Siegesfeier und Eröffnung des Reichstages. Auch die Horremer Schule wurde 1933 politisch gleichgeschaltet: Sonnwendfeier mit Gebet für die Männer der nationalen Regierung, Trauertag der Schule zum Gedenken an den Versailler Vertrag, Weihe der Hakenkreuzfahne der Schule.

1935 wurde Lehrer Joseph Opheys versetzt, und sein jüngerer Bruder Martin Opheys leitete die Schule von 1935 bis 1938.

In dieser Zeit wurde ein Schulgarten eingerichtet. Als Lehrerinnen waren in diesen Jahren in schnellem Wechsel tätig: Luise Keller, Gerta Brester, Katharina Gondorf, Antonie Holz, Klara Schmidt und Gertrud Ploenes.

Seit 01.04.1938 ist Adam Breuer (1899 – 1982) als 1. Lehrer, später als Hauptlehrer an der Horremer Schule tätig.

Im November 1938 gründet sich ein Martinsverein, der künftig die Organisation des Martinsfestes für Schule und Ortsgemeinschaft übernimmt.

Juni 1939: Die Siedlung Sudetenstraße wird bezogen.

November 1939: Der 2. Weltkrieg hat begonnen, und die Schule erhält Einquartierung durch eine Sanitätskompanie. Ein Klassenraum bleibt frei, es gibt wieder Schichtunterricht. 1940 wird der Beginn des neuen Schuljahres auf den 1. September gelegt. 1941 veranstalten die Schulkinder eine Glassammlung für die Wehrmacht; 1800 Flaschen werden gesammelt.

Sommer 1942: Wegen Arbeitskräftemangels werden Schulkinder auch vormittags zum Rübeneinzeln eingesetzt.

August 1943: Die neue Siedlung an der Zonser Straße bringt den Schülerstand auf 109 Kinder. Die Lehrerin Maria Hein beginnt ihren Dienst und bleibt in Horrem bis 1965.

Ab September 1944 bleibt die Schule für ein ganzes Jahr kriegsbedingt geschlossen.

Nach Kriegsende wird der Schulbetrieb im August 1945 mit 134 Kindern wieder aufgenommen. Schuljahresbeginn ist jetzt wieder zu Ostern.

 

Wie ein roter Faden ziehen sich im Grunde seit 1845 für etwa 120 Jahre die Probleme durch die Horremer Schulgeschichte, die sich aus dem Missverhältnis zwischen beengten Raumverhältnissen, hoher Schülerzahl und oft knappester Lehrerzuweisung ergeben. Auch die Zeit nach 1945 bildete hier erst recht keine Ausnahme: Im Jahre 1949 hatte Horrem bei 1090 Einwohnern 197 Schulkinder. Das Schulgebäude verfügte jedoch nur über zwei Klassenräume. Der Kindergarten neben der Schule wurde zeitweilig für den Unterricht mit benutzt. Danach gab es einen Kindergartenneubau an der Sudetenstraße auf dem Gelände des heutigen Spielplatzes.

Erneut stand in Horrem das Thema Schulbau drängend auf der Tagesordnung. Das Gebäude von 1905, im Jahre 1924 aufgestockt, wurde seitlich erweitert, d.h. verdoppelt. Der Eingang wurde auf die Rückseite zum neuen Schulhof hin verlegt, wo vorher Gärten waren. Am 06.11.1951 konnte das erweiterte, jetzt vierklassige Schulhaus von Pfarrer Gottfried Schmitz in Anwesenheit von Amtsbürgermeister Dr. Meskat und Schulrat Sittard eingesegnet werden.

 

In dieser Form ist das Gebäude auch heute noch als sog. Altbau Bestandteil der Schule.

 

Vermutlich um 1951 erhielt die Katholische Volksschule Horrem erstmals den Namen Christoph-Rensing-Schule. Das genaue Datum dieser Namensgebung kann aber noch nicht belegt werden. Zum Lehrerkollegium der nun vierklassigen Schule gehörten neben Herrn Breuer und Frau Hein zeitweilig die Lehrer Theodor Güsgen, Leo Charrois und Johannes Frank; kurzfristig unterrichteten auch Frau Surlemont und Frau Feid (Schulhelferin). 1958 folgte auf Herrn Frank Lehrer Gerhard Diebels, der 1965 Konrektor der Schule wurde.

 

4. Die Jahre 1960 bis 1968

Das vierte Schulgebäude


Im Jahre 1960 errichtete die Baugenossenschaft in Horrem 234 Mietwohnungen. Zahlreiche Familien siedelten aus dem Ruhrgebiet mit seiner Kohlekrise zur chemischen Industrie. Um den Lehrermangel zu lindern, kamen Frau Ingrid Beck und Frau Marianne Lumpp nach Horrem. Die Schule musste nun innerhalb kurzer Zeit um 6 Klassen erweitert werden. Dadurch war die Stadt Dormagen als Schulträger gezwungen, auf dem Gelände zwischen Knechtstedener Straße und Heinrich-Meising-Straße einen kompletten Neubau mit Turnhalle zu errichten.

 

Bei der Einweihung 1964 stellten Bürgermeister Dr. Gerstner und Schulrat Studzenski fest, dass auch das neue Gebäude zu Beginn des nächsten Schuljahres für die rasant wachsende Schülerzahl schon wieder zu klein sein würde. Aber erst 1966/67 wurde das neue Gebäude verlängert und mitsamt einem rechtwinklig gesetzten Anbau um weitere vier Klassenräume sowie im Keller mit einem Fachraum für Naturwissenschaften erweitert.

 

In diese Jahre fallen drei weitere, für die Schule wichtige Ereignisse: Hauptlehrer Adam Breuer tritt 1965 nach 27jähriger Lehrertätigkeit in Horrem in den Ruhestand, seine Nachfolgerin wird Rektorin Renate Klein.

Zur Umstellung des Schuljahresbeginns auf den 1. August gibt es 1966/67 zwei Kurzschuljahre. Die dritte einschneidende Maßnahme ist die landesweite Einführung eines neunten Pflichtschuljahres zum 01.12.1966.

 

Da die Schülerzahl auf etwa 500 gestiegen war, gab es einen erheblichen Lehrerbedarf. Ihm begegnete die Schulaufsicht beim Kreis Grevenbroich durch die Zuweisung von 6 Junglehrern, die sich auf die zweite Staatsprüfung vorbereiteten. Junge Ordensgeistliche aus dem Spiritaner-Kloster Knechtsteden erteilten Religionsunterricht.

5. Die Jahre 1968 bis 2005

Die Grundschule Horrem

 

Das Jahr 1968 markiert einen Wendepunkt in der Schulentwicklung Nordrhein-Westfalens. Die bisherige Volksschule wurde in zwei selbstständige Schulformen aufgegliedert: die Grundschule mit den Jahrgängen 1 bis 4 und die Hauptschule, die die Jahrgänge 5 bis 9 umfasste.

Von jetzt an wurden die Horremer Hauptschüler in der Hauptschule im Schulzentrum an der Bahnhofstraße (früher Hinrich-Wichern-Schule) unter-richtet. Im Horremer Schulgebäude gab es jetzt eine katholische Grundschule. Als einzige Konfessionsgrundschule Dormagens umfasste ihr Einzugsbereich das gesamte Gemeindegebiet. Der Name Christoph-Rensing-Schule war vorerst gelöscht, auch die anderen drei Dormagener Grundschulen trugen in dieser Zeit technische Bezeichnungen.

Rektorin Klein wechselte zur Hauptschule Hackenbroich, Leiter der Horremer Grundschule wurde Herrmann Trost, bisher Konrektor an der Langemarckschule. Neben ihm unterrichteten als Lehrerinnen mit Planstelle Gisela Diebels, Helga Schmidt, Ursula Hofmann sowie aushilfsweise der pensionierte Rheinfelder Hauptlehrer Alfred Hein und Ingrid Beck.

Die Schule war zunächst siebenklassig bei 290 Kindern. Bald jedoch sank die Schülerzahl erheblich wegen der Ummeldung vieler Kinder an die Gemeinschaftsgrundschule Nord. Schließlich wurde die Grundschule Nord geteilt, und in Horrem gab es von 1969 bis 1971 eine katholische und eine Gemeinschaftsgrundschule unter der gemeinsamen Leitung von Rektor Trost.

Am 01.08.1971 ging, dem Elternwillen folgend, die katholische Grundschule in der Gemeinschaftsgrundschule auf. Die Aufgaben der Schulsekretärin nahm ab 1971 Frau Helga Thiele wahr.

 

Bundesweit begann die Anwerbung ausländischer Arbeitnehmer aus Südeuropa und der Türkei. Was ursprünglich als vorübergehende Maßnahme gedacht war, machte auch NRW mit der Zeit durch den Nachzug der Familien der Gastarbeiter de facto zum Einwanderungsland. Es entstand das geflügelte Wort: „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen (mit all ihren Problemen).“

Im Schuljahr 1972/73 wurden in 19 Klassen insgesamt 721 Kinder unterrichtet, jede freie Ecke diente als Klassenraum. Im Juni 1974 wurde zur Linderung der Raumnot auf dem großen Schulhof zur Heinrich-Meising-Straße ein Pavillon mit zwei Klassenräumen aufgestellt. Später sank die Schülerzahl wieder auf 300.

Am 1. August 1975 wurde in der Schule in Horrem die 5-Tage-Woche eingeführt. Seit 1977 gab es Sprachförderkurse für Spätaussiedlerkinder aus Polen. Ab diesem Jahr konnte der Sportunterricht im Sommer wesentlich verbessert werden, da die Schule eine eigene 50m-Laufbahn und eine Weitsprunggrube erhielt.

Ab 1980 zeigte die Schule in ein- bis zweijährigem Rhythmus unter Feder-führung von Frau Anne Moser und Frau Ulrike Schelkmann als musische Projekte, in welche die ganze Schule eingebunden war, anspruchsvolle Aufführungen von Kindermusicals und Theaterstücken. Die Hausmeister Lothar Steinigeweg und später Heinrich Dapa waren dabei unermüdliche und unersetzliche technische Helfer.

Ab 1978 bot das neue Schul-mitwirkungsgesetz erheblich ver-besserte Gestaltungsmöglichkeiten für die Mitwirkung der Eltern an einem lebendigen Schulleben. Ebenso wurde die Zusammenarbeit zwischen der Schule und den drei Horremer Kindergärten intensiviert. Die Eltern der Schulpflegschaft initiierten einen jährlich stattfindenden Kindertrödel-markt mit Beköstigung, dessen Erlös zur Anschaffung neuer Unterrichtsmittel dient. Diesem Ziel hat sich auch der etwas später gegründete Förderverein verpflichtet, der auch Jugendherbergsaufenthalte und Fahrten zu außerschulischen Lernorten unterstützt. Auch bei der Vorbereitung des Martinsfestes ist die Elternschaft, unterstützt von der Schützenbruderschaft und dem Tambourkorps, aktiv.

Zum Schuljahresende 1986 wurde Rektor Herrmann Trost in den Ruhe-stand verabschiedet und Leo Werr, seit 1972 Konrektor der Schule, wurde sein Nachfolger.

In Verbindung mit der Abschiedsfeier für Herrn Trost fand im Beisein von Bürgermeister Jürgen Alef die Na-mensgebung der Schule statt. Ab dem 26.07.1986 trägt die Städtische Ge-meinschaftsgrundschule Horrem wieder den Namen „Christoph-Rensing-Schule“.

Im Sommer 1989 wurde die Schulsekretärin Helga Thiele verabschiedet, und Frau Monika Kehl trat ihre Nachfolge an.

Zur Einschulungsfeier 1991 erhielt die Schule als Einrichtung mit besonders hohem Migrantenanteil Besuch von NRW-Kultusminister Hans Schwier, der sich in Begleitung von Bürgermeister Heinz Hilgers über die Bemühungen der Schule um Integration der Kinder mit Migrationshintergrund informierte.

In pädagogischer Hinsicht verstand sich die Christoph-Rensing-Schule seit etwa 1980 als integrative Schule mit Bemühungen in verschiedene Richtungen. Ein Bereich war die Anstrengung, den Kindern nichtdeutscher Muttersprache beim Abbau der Sprachbarrieren zu hel-fen, um ihnen über eine erfolgreiche Schullaufbahn Berufschancen und damit gesellschaftliche Integration zu eröffnen. Zum Erlernen von Fremdsprachen ist eine gründliche Beherrschung der eigenen Muttersprache nötig. Daher bot die Schule seit 1981 Muttersprachkurse an; zunächst in Türkisch, später auch in Arabisch und Polnisch. Ergänzt wurde dies durch Deutschkurse für türkische Mütter. Zusammen mit dem Ausländerbeirat wurde nachmittags mit der „Aktion Horremer Kinder“ eine Sprachlern- und Spielgruppe eingerichtet.

Um Integration in einem anderen Bereich ging es bei dem Projekt „Gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern“. Seit 1994 können Horremer Kinder, die vorher mit dem Bus zu auswärtigen Sonderschulen gefahren wurden, in ihrem Wohnumfeld in der Christoph-Rensing-Schule nach individuellen Förderplänen durch Klassenlehrerin und Sonder-pädagogin unterrichtet werden, soweit der Grad der Behinderung dies zulässt.

Frau Gabriele Fritz und später Frau Helga Neukirchen wechselten deswegen von der Sonderschule für Lernbehinderte nach Horrem.

Mit der wachsenden Bedeutung des Computers für die gesamte Lebenswelt hielt dieses Medium auch in der Grundschule Einzug. Heute erwerben die Kinder im Unterricht den „Computerführerschein“, holen Informationen für den Unterricht aus dem Internet oder arbeiten an Lernprogrammen. Um trotzdem Lesefreude zu wecken und zu fördern sowie die Lesefertigkeit der Kinder zu steigern, stattete die „Interessengemeinschaft Gemeinsam für Horrem“ die Schule über eine Spende von 1000 Euro mit einem Buchbestand für das Leseförderprogramm www.antolin.de aus.

Mit einem relativ konstanten Schülerstand um 300 Kinder wird die Schule seit längerem dreizügig, also mit zwölf Klassen, geführt.

Am 31. Juli 2003 schied Rektor Leo Werr nach 31jähriger Lehrertätigkeit in Horrem aus dem Schuldienst aus. Seine Nachfolgerin wurde Frau Adelheid Rothenburg, bis dahin Konrektorin an der Grundschule Burg Hackenbroich.

i.R. Leo Werr


Quellen:

Schulchronik, Verwaltungsakten im Stadtarchiv, Nachlass von Pfarrer Gottfried Schmitz, Gespräche mit Zeitzeugen.